Elterntrennung. Kinderleid?

Erziehungsberaterin Carmen Cadus über häufige negative Gefühle von Kindern bei einer Trennung der Eltern
Symbolbild: Wenn Eltern sich trennen, reagieren Kinder manchmal anders, als Erwachsene es erwarten. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
18. April 2024

Wenn Mama und Papa sich trennen, werden manche Kinder betrübt, andere verunsichert oder still, und wieder andere wütend. All diese Reaktionen sind verständlich und normal. „Unangenehme Gefühle gehören dazu, auch wenn Eltern sie gerne abschwächen möchten. Es ist wichtig für Kinder, dass Eltern ihre Gefühle benennen, ihnen sagen, dass diese okay sind und dann gemeinsam mit ihnen schauen, woher sie kamen und was getan werden kann. Grundsätzlich sollten Gefühle Raum kriegen“, sagt Carmen Cadus von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Unterallgäu, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört. Sie gibt Eltern Tipps zu den häufigsten negativen Gefühlen, die Kinder bei einer Trennung haben:

  • Scham: Kindern ist oft nicht bewusst, wie häufig Trennungen vorkommen. Sie denken dann, sie seien die Einzigen, deren Eltern nicht mehr zusammen sind. Sie schämen sich dafür und sprechen es in der Schule oder im Freundeskreis nicht an. Zu merken, dass sie nicht alleine sind, entlastet sie sehr.
  • Verlustangst: Viele Kinder fragen sich insgeheim: Verlassen Mama oder Papa mich auch, wenn wir uns streiten? Dieser Verlustangst lässt sich vorbeugen, indem Eltern ihrem Kind klar machen, dass Beziehungen zwischen Erwachsenen manchmal auseinandergehen, aber Eltern-Kind-Beziehungen nicht zerbrechen – auch wenn man sich mal streitet. Eltern sollten ihrem Kind sagen und zeigen, dass sie es genauso lieb haben wie vor der Trennung. All das vermittelt dem Kind Sicherheit und Zuwendung.
  • Schuld: Kinder suchen oft die Schuld für die Trennung bei sich. Versichern Sie deshalb Ihrem Kind, dass die Trennung und Ihre eigenen, damit zusammenhängenden Gefühle nichts mit ihm zu tun haben, sondern allein in der Verantwortung der Eltern liegen. Das hilft Ihrem Kind, die Situation und Ihr Verhalten als Eltern besser einzuordnen. Reden Sie die Situation nicht schön und erfinden Sie keine Notlügen – die meisten Kinder merken ohnehin, wenn die Gefühle der Eltern nicht zu dem passen, was sie sagen. Vermeiden Sie es aber, Ihr Kind mit eigenen Sorgen zu belasten. Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht ausführlich über finanzielle Probleme, starke negative Gefühle, wie Wut und Hass oder Partnerschaftsprobleme, die aus Ihrer Sicht zur Trennung geführt haben.
  • Hilflosigkeit: Es kann passieren, dass sich das Kind als hilfloser Spielball der Eltern sieht. Dagegen hilft, wenn Eltern ihr Kind je nach Alter an kleinen Entscheidungen beteiligen. Wichtig ist, dass beide Eltern den Rahmen stecken und das Kind sich nicht zwischen Mutter und Vater entscheiden muss. Sie können das Kind zum Beispiel mitreden lassen, an welchem Wochentag und wo das Treffen mit dem anderen Elternteil stattfindet oder wer hinbringt und abholt.

Unterstützung in Ihrer Nähe
In Memmingen und Mindelheim sowie an über 25 weiteren Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

KJF Soziale Angebote Allgäu
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Unterallgäu

Standort Memmingen: Herrenstraße 15, 87700 Memmingen, Telefon: 08331 498950, E-Mail: eb.memmingen@kjf-soziale-angebote.de
Standort Mindelheim: Steinstraße 20, 87719 Mindelheim, Telefon: 08261 3132, E-Mail: eb.mindelheim@kjf-soziale-angebote.de

Zusätzlich kann die datensichere Onlineberatung unter beratung.caritas.de/eltern-familie/registration oder das bundesweite Portal unter bke-beratung.de genutzt werden.

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Berater*innen im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberater*innen der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.