Aichacher Erziehungsberaterin gibt Tipps zur Mediennutzung der Kinder während der Corona-Zeit

„Es ist eine Ausnahmesituation. Machen Sie sich kein schlechtes Gewissen!“
Die KJF Erziehungsberaterin gibt Eltern Tipps zur Mediennutzung während der Corona-Ausnahmezeit. Foto: KJF/Ralf Beunink
Die KJF Erziehungsberaterin gibt Eltern Tipps zur Mediennutzung während der Corona-Ausnahmezeit. Foto: KJF/Ralf Beunink
20. April 2020

„Machen Sie sich kein schlechtes Gewissen!“, rät Friederike Krisch von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Aichach allen Eltern, die in diesen Tagen ihre Kinder in den eigenen vier Wänden beschäftigen und dabei dem Nachwuchs deutlich mehr Medien-Zeit zugestehen als vor der Corona-Ausnahmezeit.

Die KJF Erziehungsberaterin berät Eltern derzeit telefonisch und auch online und berichtet, dass viele Mütter und Väter die Mediennutzung ansprechen und nach dem richtigen Maß fragen. „Wir befinden uns derzeit in einer komplett neuen Situation“, sagt Friederike Krisch dazu. Der Zeitrahmen, den Eltern im Moment mit eigener Kinderbetreuung überbrücken, sei ein ganz anderer als im bisherigen Alltag. „Alle Eltern müssen jetzt einfach schauen, wie sie alles am Laufen halten und verschiedene Dinge unter einen Hut bekommen.“ Darum ist es aus Sicht der Erziehungsberaterin klar, dass den Kindern jetzt mehr Zeit vor dem Fernseher, am Tablet oder Handy zugestanden wird.

Wichtig dabei: „Eltern sollten ganz deutlich sagen, dass aktuell eine Ausnahmesituation herrscht und es deswegen in Ordnung ist, dass andere Regeln gelten.“ „Es geht jetzt darum, dass die Familie miteinander gut durch diese schwierige Zeit kommt“, betont die KJF Erziehungsberaterin. „Ich erlebe in meinen Beratungen derzeit, dass viele Eltern überlastet sind, wenn sie zum Beispiel selbst von zuhause aus arbeiten und parallel dazu ein oder zwei Schulkinder in der Heimbeschulung und vielleicht noch ein Kindergartenkind zu betreuen haben.“

Kochen dabei die eigenen Emotionen hoch, empfiehlt Friederike Krisch Müttern und Vätern dringend: „Bevor Sie die Geduld und die Kontrolle über ihr Handeln verlieren, setzen Sie Ihr Kind lieber für eine begrenzte Zeit vor einen Film.“ Das sei absolut okay. „Natürlich ist es dann gut, sich in einer ruhigeren Situation auch wieder Gedanken über alternative Beschäftigungen zu machen, aber das ist momentan ja auch nicht einfach.“ Schließlich fallen, so die Erziehungsberaterin, im Moment viele andere Optionen aus – etwa draußen mit den Nachbarskindern zu spielen. Und häufig seien Kinder es einfach nicht mehr gewöhnt, sich längere Zeit allein in ein selbstständiges Spiel zu vertiefen.

Vielleicht kann die aktuelle Situation aber auch dazu beitragen, dass Kinder über den Zustand der Langeweile wieder mehr eigene Spielideen und Kreativität entwickeln. Manchmal ist es dabei für die Kinder hilfreich, wenn die Eltern vorher mit ihnen vereinbaren, zu welchen Zeiten sie sich anderweitig beschäftigen und gemeinsam dafür Ideen sammeln. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass Kinder und vor allem Jugendliche die Medien im Moment auch sehr viel zur Kommunikation nutzen. Sie können dadurch den Kontakt zu ihren Verwandten und Freunden halten, die sie sehr vermissen und auch gemeinsam Schularbeiten machen“, gibt Friederike Krisch noch zu bedenken.

Die KJF Erziehungsberaterin stimmt zu, dass es für Familien nicht einfach werden wird, das veränderte Verhalten in der Mediennutzung nach der Corona-Zeit wieder rückgängig zu machen. „Aber darum kümmern wir uns dann, wenn es soweit ist.“

 

Tipps für die Mediennutzung in der Krise

  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind den Zeitrahmen der Mediennutzung vorher ab. Zum Beispiel: Du darfst jetzt solange einen Film oder deine Lieblingsserie anschauen, bis deine großen Geschwister mit diesen Schularbeiten fertig sind. Oder: bis meine Telefonkonferenz vorbei ist. Danach machen wir dann etwas anderes – zum Beispiel gemeinsam Obst für eine Zwischenmahlzeit schnippeln. 
  • Wählen Sie Filme, Serien oder Spiele aus, die dem Alter und der Empfindsamkeit des Kindes entsprechen. Das Kind sollte nur dann Dinge alleine sehen, wenn Eltern wissen, dass es damit gut umgehen kann. Im Zweifelsfall sollten Sie zunächst gemeinsam etwas mit Ihrem Kind anschauen und beobachten, wie dieses reagiert. Eltern können so abschätzen, wie mediale Inhalte wirken: Machen sie dem Kind Angst, reagiert es sehr erregt oder hat es besonders viel Spaß? 
  • Achten Sie auf Ihre Vorbildfunktion im Umgang mit Smartphones und Tablets. Schauen Eltern selbst häufig zwischendurch aufs Smartphone, obwohl jetzt eigentlich gerade gemeinsam gegessen, gelernt oder gespielt wird, wirkt das nachteilig. In diesen Situationen sollten Eltern ihrem Nachwuchs soweit möglich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. 
  • Denken Sie über Alternativen zur reinen Berieselung mittels Fernseher und Handy nach. Sie können abwechseln und zum Beispiel Hörspiele anbieten oder eine Vorlesestunde via Videotelefonie mit den Großeltern vereinbaren. Für Schulkinder gibt es auch Lern-Apps, die das Spielerische mit dem aktuellen Schulstoff verbinden.

Krisentelefon der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Aichach

Haben Sie Fragen zur Mediennutzung oder andere Probleme in der Familie? Für Eltern und Kinder in schwierigen Situationen hat die KJF Kinder- und Jugendhilfe ihre Telefon- und Onlineberatung ausgeweitet. Das Angebot ist kostenlos. Eltern erreichen das Sekretariat zur Vereinbarung eines zeitnahen Telefontermins von Montag bis Donnerstag jeweils zwischen 8.15 und 12.00 Uhr sowie Dienstag und Mittwoch zusätzlich zwischen 13.30 und 17.00 Uhr unter Telefon 08251/204040 und E-Mail . Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.

Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)

Die KJF Augsburg ist einer der größten Anbieter für Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen in Bayern. Seit 1911 bietet das Sozialunternehmen vor allem Kindern, Jugendlichen und Familien mit rund 80 Einrichtungen und Diensten Lösungen für die verschiedensten individuellen Bedürfnisse an: in der Kinder- und Jugendhilfe mit Kindertagesstätten, Stationären Wohnformen oder Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung; in Berufsbildungs- und Jugendhilfezentren, durch Angebote für Beruf und Arbeit sowie Integrationsunternehmen und -dienste; in der Medizin mit mehreren Kliniken; in verschiedenen Schulen. Darüber hinaus bildet die KJF Augsburg kontinuierlich annähernd 500 Fachkräfte für soziale und medizinische Berufe aus.
Als christlicher Verband katholischer Prägung ist für die KJF und ihre rund 5.800 Mitarbeiter jeder Mensch wertvoll, unabhängig von Herkunft, Status, Religion oder Kulturkreis. Vorstandsvorsitzender ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates Domkapitular Armin Zürn.

Weitere Informationen zur KJF finden Sie unter www.kjf-augsburg.de. Aktuelle Videos gibt es im YouTube-Kanal auf www.youtube.com/kjfaugsburg.