Bei Trennung und Scheidung: Die Kinder im Blick behalten

Die Statistiken zeigen: nach den Sommerferien trennen sich besonders viele Paare. Doch wie geht es den Kindern dabei?
Symbolbild Trennung Scheidung
Wenn Elternpaare sich trennen, sollte es nicht so laufen wie auf unserem Symbolbild. In einem Kurs können sie lernen, wie sie auch das Wohlergehen der Kinder im Blick behalten. (Foto: KJF/Winfried Karg)
9. September 2016

Wir haben dazu Birgit Feldmeyer und Sven Beck von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung gefragt. 

 

Wie geht es den Kindern, wenn die Eltern sich trennen?

Sven Beck: Die Kinder verlieren ganz viel Sicherheit: es ist ja völlig unklar, was passiert. Welchen Elternteil können sie weiterhin erleben? Dabei können auch Ängste aufkommen. Und das ist emotional wie eine Achterbahn, alles geht sehr schnell. Zudem ist es für sie ungewiss: kommen die Eltern wieder zusammen, oder bleiben sie doch getrennt? Was ist mit der Schule? Das geht aber nicht nur den Kindern so, den Eltern geht es ganz genauso, denn die Unsicherheit prägt sie gleichermaßen.

Machen sich Eltern in dieser Situation klar, wie es ihren Kindern damit geht?

Beck: Nicht immer. Es gibt Eltern, die einen guten Blick auf ihre Kinder haben, aber generell sind die Eltern in dieser Situation mit ihren eigenen Dingen beschäftigt: die Auseinandersetzung mit dem Partner, wie geht das Leben ohne den Partner weiter, finanzielle Dinge, der anstehende Umzug und vieles mehr. Daher sind Eltern in dieser Zeit meist mehr auf sich selber konzentriert.

Was können sie dagegen tun?

Beck: Wichtig ist, dass sie sich Zeit für die Kinder nehmen. Das muss nicht immer viel Zeit sein, Qualität zählt da mehr als Quantität. Wenn man aber gut auf das Kind hört, seine Gefühle wahrnimmt und dann gut darauf eingeht hat man sehr viel gewonnen.

Was machen Sie im Kurs „Kinder im Blick“ konkret?

Birgit Feldmeyer: Was der Kurs bietet ist, dass die Eltern ein Stück weit sich selber in den Blick nehmen und dann wieder für die Kinder sorgen können. Es ist ein Umbruch und eine Überforderung, alles bricht weg, die sozialen Netzwerke verändern sich – das ist auf jeden Fall eine hohe Herausforderung. Wenn Eltern sich selber und ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und dafür sorgen, dass es ihnen selbst – trotz der schwierigen Situation – gut geht, können sie dann auch die Kinder in den Blick nehmen und sich darum kümmern, dass es ihnen gut geht.

Es geht zum Beispiel auch darum, wie man mit dem Ex-Partner, der Ex-Partnerin umgeht. Wie reagiere ich auf was, was unser Kind von dort mitbringt? Wie gehe ich direkt mit ihm oder ihr um? Wie können wir als Eltern gut zusammenarbeiten, damit es dem Kind gutgeht? In jeder Kurseinheit gibt es neben einem theoretischen Input konkrete Übungen wie zum Beispiel Rollenspiele. Die Gruppe profitiert aber auch von den unterschiedlichen Trennungserfahrungen der einzelnen Teilnehmer.

Wenn es mit der Trennung Ernst wird: wie intensiv sollte man Kinder in den Trennungsprozess einbeziehen?

Beck: Generell muss man sich darüber im Klaren sein, dass Kinder vieles mitbekommen, auch wenn niemand darüber mit ihnen spricht. Im Einzelfall muss überlegt werden, wann welche Informationen sinnvoll für die Kinder sind. Eltern sollten sich in so einer schwierigen Situation erstmal für sich selbst Klarheit verschaffen, bevor sie die Kinder einbeziehen. Sobald es klare Entscheidungen gibt, wie zum Beispiel einen Umzug, ist es an der Zeit, die Kinder vorzubereiten und mit ihnen darüber zu sprechen. Natürlich sollte man jederzeit als Ansprechpartner für die Sorgen und Ängste der Kinder zur Verfügung stehen. Generell gilt: man sollte nicht den anderen Elternteil vor den Kindern schlecht machen, sondern möglichst neutral über ihn oder sie sprechen.

 

Kursangebot für Günzburg und Neu-Ulm

Der Kurs „Kinder im Blick“ wurde von der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Münchner Familiennotruf entwickelt und basiert auf aktuellen Ergebnissen der Trennungs- und Scheidungsforschung. Fachkräfte werden die Eltern innerhalb des Kurses begleiten; optimal ist es, wenn sich beide Elternteile für den Kurs entscheiden. Sie nehmen dabei getrennt an parallel stattfindenden Kursabenden teil und lernen dieselben Inhalte kennen. Aber auch die Teilnahme von nur einem Elternteil ist möglich. Der Umfang des Gruppenangebots ist auf sechs Abendtermine zu je drei Zeitstunden festgelegt.

Es startet jeweils ein Kurs in Neu-Ulm und in Langenhaslach (Lkr. Günzburg). Die Kurszeiten sind:

  • In Neu-Ulm dienstags von 18 bis 21 Uhr (ab 11.10.2016)
  • In Langenhaslach donnerstags von 18.30 bis 21.30 Uhr (ab 13.10.2016)

Weitere Informationen oder Anmeldungen unter Tel. 0731-76050 (Beratungsstelle Neu-Ulm) oder Tel. 08282-3936 (Beratungsstelle Krumbach für den Landkreis Günzburg) oder per Mail: info@eb-neu-ulm.de bzw. info@eb-krumbach.de.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Aus diesem Grund ist eine telefonische Voranmeldung erforderlich. Bringen Sie bitte am ersten Kurstag für die entstehenden Unkosten für eine Elternmappe und einen kleinen Imbiss 10 Euro mit. Darüber hinaus entstehen für die Eltern keine Kosten.

Weitere Kursangebote in Ihrer Nähe finden Sie auf

www.ejv-kjf.de