KJF Erziehungsberaterin zu Mobbing: Wie können Eltern helfen?

Wenn Kinder ausgegrenzt werden, wissen sie oft nicht, wie sie damit umgehen können. Erziehungsberaterin gibt Tipps, wie Eltern auf ihre Kinder zugehen und das Thema Mobbing offen ansprechen können.
Den Platz in der Gruppe zu finden, gestaltet sich für Kinder oft schwer. Wenn sie ausgeschlossen werden, verstehen sie dies häufig nicht und reden ungern darüber. Foto: Adobe Stock
26. Juli 2022

Laut Experten-Schätzungen ist jedes zweite Kind mindestens einmal im Laufe seiner Kindheit und Jugend von Mobbing betroffen, so Christiane Schuler von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Donauwörth. „Unter Mobbing versteht man, was früher Hänseleien hieß, aber in einem sehr ausgeprägten Ausmaß. Und natürlich finden diese Abwertungen, Beschimpfungen und Gewalttätigkeiten heute nicht mehr nur im realen Leben auf dem Pausenhof statt, sondern vermehrt in der virtuellen Welt in Nachrichtendiensten oder sozialen Netzwerken“, erklärt die KJF Erziehungsberaterin. Gründe dafür, warum jemand andere mobbt, gibt es viele. „Aber keinen einzigen guten“, sagt Christiane Schuler. „Es geht darum, den eigenen Selbstwert aufzuwerten, indem ich andere abwerte. Dadurch bekomme ich Macht.“

Die Schule ist tatsächlich sehr häufig der Ort von Mobbing. „Aber nicht weil die Schule schlecht ist, sondern weil dort einfach viele verschiedene Kinder und Jugendliche aufeinandertreffen“, erklärt Christiane Schuler. „Denn wo Menschen aufeinandertreffen, gibt es Konflikte. Besonders in der Schule, denn Klassenkameradinnen und -kameraden kann man sich nicht aussuchen. Stattdessen werden in der Schule alle Kinder ganz automatisch mit Entwicklungsthemen konfrontiert – wie etwa, seinen Platz in der Gruppe zu finden“, so die KJF Erziehungsberaterin. „Deshalb liegt die Lösung von Mobbing auch immer in der Gruppe, denn das Gegenteil davon ist soziale Kompetenz.“ In vielen Schulen gibt es mittlerweile Streitschlichter oder Modellprojekte wie „Schule gegen Mobbing“. 

Gegen Mobbing braucht es laut Christiane Schuler ganz klar eine präventive Haltung von Erwachsenen. Sie sollten den Kindern signalisieren: Wir tolerieren kein Mobbing und keine Gewalt und wer darüber spricht, dass er selbst oder jemand anderes gemobbt wird, ist mutig. „Es ist eine sehr komplexe soziale Aufgabe, Mobbing vorzubeugen“, erklärt die Erziehungsberaterin.

Gerade weil die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, dass beinahe jeder im Laufe seines Lebens damit konfrontiert wird, hält Christiane Schuler die Aufklärung darüber für so wichtig. „Eltern sollten ganz unaufgeregt ihren Kindern erklären, dass es Mobbing gibt. Denn wenn Kinder für solche Situationen sensibilisiert sind und Verhaltensstrategien kennen, dann wissen sie sich in der Situation eher zu helfen und trauen sich, um Hilfe zu bitten.“

 

Tipps Der KJF Erziehungsberaterin für Eltern:

  • Wissen über Mobbing vermitteln: Eltern können das Thema Mobbing mit ihren Kindern bereits zur Einschulung thematisieren: „Dort wirst du viele Kinder kennenlernen, ich wünsche dir, dass du Freunde und Freundinnen findest.“ Die Eltern sollten dabei weder dramatisieren noch verharmlosen. Auch liegt es in der Verantwortung von allen, als Außenstehende keine Stellung einzunehmen. Ein guter Ansatz ist, dem Kind zu vermitteln, dass man diese Probleme gemeinsam lösen kann, der Klassenverbund kann hierbei einen wichtigen sozialen Beitrag leisten. Wenn das Kind gerne in die Schule geht und sich dort wohl fühlt, ist dies eine gute Grundlage für schulischen Erfolg.
     
  • Im Gespräch bleiben: Eltern können ihre Kinder auch ganz konkret dabei unterstützen, ihren Platz in der Klasse oder einer anderen Gruppe zu finden – etwa dadurch, dass sie mit dem Nachwuchs über eigene Stärken und Schwächen sprechen. Vielleicht ist das eigene Kind nicht der geborene Sprecher vor der ganzen Klasse, aber im Sport geschickt oder spielt ein Instrument. Gemeinsam kann man den Blick immer wieder auf Positives lenken. Auch Selbstvertrauen lernen die Kinder von den Eltern. Zusätzlich ist es wichtig, dass Eltern wissen, in welchem sozialen System sich das Kind jeden Tag aufhält. Statt nach Proben oder Noten zu fragen, empfiehlt es sich, den Nachwuchs zum Erzählen einzuladen. Ein möglicher Einstieg ins Gespräch: Wie ging es dir heute in der Klasse?
     
  • Hilfe holen: Wenn Kinder Mobbing erleben und sich den Eltern anvertrauen, ist es elementar wichtig, dass diese ihre Kinder ernstnehmen. Auch wenn Eltern im ersten Moment vielleicht nicht sofort wissen, was konkret zu tun ist, können sie sagen: „Hier ist eine Grenze überschritten worden, ich weiß jetzt noch nicht sofort, was wir tun können, aber wir holen uns Hilfe. Auf jeden Fall war es sehr mutig, dass du es mir erzählt hast.“ Ansprechpartner finden Familien natürlich zuerst in der Schule, wenn das Mobbing dort passiert ist, aber auch bei den KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen. Telefonisch können sich Kinder, Jugendliche an die Nummer gegen Kummer unter 116111 und Eltern unter 0800 1110550 wenden.

 

Info: Bei diesen und allen anderen Fragen rund um Erziehung und den Familienalltag helfen die KJF Erziehungsberaterinnen und Erziehungsberater unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

Kontakt: KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Donauries, Äbtissin-Gunderada-Str. 3, 86609 Donauwörth, , Telefon 0906 746600, E-Mail eb.donauries@kjf-kjh.de

Zusätzlich können die Beraterinnen und Berater der KJF Beratungsstellen über die anonyme Online-Beratung der Caritas unter www.caritas.de/onlineberatung sowie die der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) unter https://bke-beratung.de kontaktiert werden.