Getrennt und trotzdem schön

Erziehungsberater*innen geben getrennten Eltern Tipps für eine schöne Weihnachtszeit.
Lasst uns froh und munter sein? Die Weihnachtszeit konfrontiert getrennte Eltern auch mit negativen Gefühlen – und das ist in Ordnung, betonen die Erziehungsberater*innen der KJF Augsburg. Foto: Adobe Stock
6. Dezember 2023

Vater und Mutter verbringen Heilig Abend jährlich abwechselnd mit ihren Kindern, feiern getrennt voneinander je ein Fest mit ihnen oder haben verschiedene Feiertage untereinander aufgeteilt: Wie Familien nach einer Trennung die Weihnachtszeit verbringen, kann ganz unterschiedlich aussehen. „Für Weihnachten gibt es kein Patentrezept, sondern die Planung muss individuell auf jede Familie zugeschnitten werden. Meistens hängen Eltern an Idealvorstellungen von früher – da kann es manchmal helfen, ganz bewusst neue und schöne Rituale einzuführen“, sagt Sabine Grau von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Neu-Ulm. „Viele Eltern geraten unter Druck, wenn sie eigenen oder fremden Idealvorstellungen hinterherhecheln. Auch Schuldgefühle hindern getrennt lebende Eltern manchmal daran, den Blick auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Stärkung und die Akzeptanz der Beziehung des Kindes zu beiden Elternteilen“, sagt Artur Geis von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg. Was hilft, ist die Erkenntnis, dass Weihnachten nicht perfekt sein muss, um schön zu sein – und dass Familien gute Wege finden können.

Entscheiden entlastet Kinder
Am besten setzen sich getrennte Eltern mit ausreichend Vorlauf mit der Gestaltung der Weihnachtszeit auseinander. Andernfalls könnte es passieren, dass die Frage, bei wem gemeinsame Kinder Weihnachten verbringen, die Vorweihnachtszeit überschattet. Schön wird diese dann, wenn die gefundene Lösung für Kinder und beide Elternteile in Ordnung ist. Letztendlich sollten die Eltern bestimmen und es dem Kind ersparen, sich zwischen beiden Elternteilen entscheiden zu müssen. „Diese Verantwortung wäre für Kinder viel zu groß und kann zu einer enormen Belastung führen. Umso wichtiger ist es daher, verantwortungsbewusst und mit Blick aufs Kind und seine Bedürfnisse zu entscheiden, und nicht etwa nur nach einer einseitigen, für die Eltern gerechten Lösung zu suchen“, betont Sabine Grau.

In Ordnung statt perfekt
Die Situation um Weihnachten kann bei Eltern viel Druck auslösen. Es kann schwierig und traurig sein, das Fest nicht so wie früher oder wie andere Familien feiern zu können oder die Weihnachtszeit ohne seine Kinder verbringen zu müssen. „Natürlich ist es legitim, nicht nur als Kind, sondern auch als Elternteil nach einer Trennung Gefühle, wie Trauer, Sehnsucht oder Enttäuschung in der Weihnachtszeit zu erleben. Diese Gefühle sollten jedoch nicht auf den Kindern abgeladen werden, sondern zum Beispiel in Gesprächen mit Freunden oder Verwandten einen Raum bekommen“, sagt Sabine Grau. Vielen Eltern hilft es, sich Zeit für sich zu nehmen, eigene Erwartungen herunterzuschrauben und zu versuchen, die kleinen Dinge in der Weihnachtszeit zu schätzen.

Gleichzeitig sollten sich getrennte Partner*innen bewusst machen, dass die Situation auch für den anderen Elternteil schwierig ist. Auf der Basis eines gegenseitigen Verständnisses können besser gemeinsame Lösungen gefunden werden. Am Ende zählt, was beide teilen: die Liebe für ihr Kind. Weihnachten ist dann vielleicht nicht perfekt für jeden, aber trotzdem schön.

Unterstützung in Ihrer Nähe
An über 25 weiteren Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberater*innen der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

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Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Neu-Ulm

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Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg

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Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
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Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.